_D. Martin Luthers ausfuerliche Erklaerung der Epistel_ _an die Galater._ Anno 1535 Neu aus dem Lateinischen uebersetzt. Published in: _Dr. Martin Luthers Saemmtliche Schriften_ herausgegeben von Dr. Joh. Georg Walch Neunter Band. _Auslegung des Neuen Testaments._ _(Schluss.)_ (St. Louis, Mo.: Concordia Publishing House, 1893) (cols. 108-109) _Das erste Capitel._ V. 17. Kam auch nicht gen Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog hin in Arabien und kam wieder gen Damascus. 209. Das heisst: Da ich die Apostel weder gesehen noch zu Rate gezogen hatte, zog ich nach Arabien, und habe sofort angefangen, mein Amt, das Evangelium under den Heiden zu predigen, auszurichten, zu dem ich berufen worden war und dazu ich die goettliche Offenbarung empfangen hatte. Vergebens fragt daher Hieronymus, was Paulus in Arabien getan habe? Denn was sollte er anders tun, als Christum predigen? Denn dazu, sagt er, sei ihm der Sohn Gottes offenbart, dass er ihn unter den Heiden predigen sollte. Deshalb begibt er sich sofort von Damascus, einer heidnischen Stadt, nach Arabien, wo auch Heiden waren, und richtet dort sein Amt wacker aus, lernt aber nicht zuvor das Evangelium von irgend einem Menschen oder von den Aposteln, sondern begnuegt sich allein mit der himmlischen Berufung und Offenbarung Christi. 210. Deshalb ist diese ganze Stelle eine Art Widerlegung Beweisgrundes, dessen sich die falschen Apostel wider Paulus bedient haben. Denn sie sagten, er sei ein Schueler und Zuhoerer der Apostel gewesen, welche nach dem Gesetze lebten; sodann, dass auch Paulus selbst nach dem Gesetze gelebt habe; deshalb sei es nothwendig. dass auch die Heiden das Gesetz hielten und sich beschneiden liessen. Um nun diesen Verleumdern das Maul zu stopfen, erzaehlt er diese diese lange Geschichte. Vor meiner Bekehrung, sagt er, habe ich mein Evangelium nicht von den Aposteln oder anderen glaeubigen Bruedern gelernt, denn ich habe nicht allein diese Lehre, sondern auch die Gemeinde Gottes aufs aeusserste verfolgt und sie verstoert; aber auch nicht nach meiner Bekehrung, weil ich sofort zu Damascus, nicht Mosen mit seinem Gesetze, sondern Christum gepredigt habe, ohne mich mit jemand zu berathen oder die Apostel zu sehen. 211. So koennen auch wir ruehmen, dass wir unsere Lehre nicht vom Pabste empfangen haben. Wir haben zwar von ihm die heilige Schrift und die aeusserlichen Glaubensbekenntnisse (_symbola_), aber nicht die Lehre, welche uns allein durch Gottes Gabe zutheil geworden ist. Darnach ist unser Studiren, Lesen und Forschen dazu gekommen. Das ist also nichts, dass heutzutage unsere Widersacher geltend machen wollen: Wer wollte eurer Lehre glauben, ihr Lutheraner, da ihr nicht im oeffentlichen Amte seid? Ihr muesst die Lehre von dem Pabst, von den Bischoefen empfangen, welche dazu verordnet und im rechtmaessigen Amte sind [usw.]. _____________________________________________________________________________ This text was converted to ascii format for Project Wittenberg by Robert A. Oeser and is in the public domain. You may freely distribute, copy or print this text. Please direct any comments or suggestions to: Rev. Robert E. Smith Walther Library Concordia Theological Seminary E-mail: smithre@mail.ctsfw.edu Surface Mail: 6600 N. Clinton St., Ft. Wayne, IN 46825 USA Phone: (219) 452-3149 Fax: (219) 452-2126 _____________________________________________________________________________