_D. Martin Luthers ausfuerliche Erklaerung der Epistel_ _an die Galater._ Anno 1535 Neu aus dem Lateinischen uebersetzt. Published in: _Dr. Martin Luthers Saemmtliche Schriften_ herausgegeben von Dr. Joh. Georg Walch Neunter Band. _Auslegung des Neuen Testaments._ _(Schluss.)_ (St. Louis, Mo.: Concordia Publishing House, 1893) PART 3 _[Ausfuehrliche Erklaerung der Epistel an die Galater.]_ _[Anrede D. Martin Luthers an seine Zuhoerer.]* 1. Wir haben uns vorgenommen, im Namen des Herrn die Epistel Pauli an die Galater aufs neue auszulegen, nicht, weil wir Neues oder Unbekanntes vortragen wollen, da durch Gottes Gnade euch jetzt der ganze Paulus wohl bekannt und ein Gemeingut geworden (_vulgatus_) ist, sondern, weil, wie ich oft erinnere, dies eine sehr grosse und naheliegende Gefahr ist, dass der Teufel die reine Lehre des Glaubens wegnehme und wiederum Lehren von Werken und Menschensatzungen einfuehre. 2. Deshalb ist es von grossen Nutzen, dass diese Lehre vom Glauben unablaessig oeffentlich gelesen und gehoert werde. Und so gut man sie auch immer kennen und gruendlich erlernen moege, so ist doch der Teufel, unser Widersacher, der immer umhergeht und sucht uns zu verschlingen, nicht todt, desgleichen lebt auch unser Fleisch noch, und endlich dringen von allen Seiten alle Anfechtungen auf uns ein und bedraengen uns. Deshalb kann diese Lehre nie genugsam gehandelt und eingepraegt werden. Wenn sie liegt und untergeht, so liegt und zergeht zugleich die ganze Ekenntniss der Wahrheit. Wenn sie aber blueht, so blueht alles Gute, die Religion, der rechte Gottesdienst, die Ehre Gottes, die gewisse Erkenntniss aller Staende und Dinge. Damit wir nun nicht ganz unthaetig seien, wollen mir wiederum da anfangen, wo wir aufgehoert haben, nach dem Worte [Sir. 18, 6. nach der Vulg.]: "Wenn ein Mensch aufgehoert hat, so sollen wieder anfangen." ____________________________________________________________________________ NOTE: * Diese Ueberschrift ist von uns gesetzt. Ohne jede Ueberschrift ist das zunaechst Folgende in der lateinischen Wittenberger Ausgabe. In der deutschen Wittenberger und in der Erlanger Ausgabe ist darueber gesetzt: "Eine andere kurze Vorrede D. Martin Luthers." Der Inhalt aber beweist, dass es nicht eine Vorrede zu einer Ausgabe der Auslegung ist, sondern "Luthers Anrede an seine Zuhoerer", wie es auch die Jenaer Ausgabe bezeichnet: _Alia et brevis praefatio D. L. M. (sic), cur denuo hanc Pauli epistolam enarrandam susceperit_, eine Vorrede, im welcher er kurz den Grund angibt, weshalb er von neuem diese Epistel auslege. ___________________________________________________________________ This text was translated for Project Wittenberg by Robert A. Oeser and is in the public domain. You may freely distribute, copy, or print this text. Please direct any comments or suggestions to: Rev. Robert E. Smith of the Walther Library at Concordia Theological Seminary. E-mail: smithre@mail.ctsfw.edu Surface Mail: 6600 N. Clinton St., Ft. Wayne, IN 46825 USA Phone: (260) 452-3149 Fax: (260) 452-2126 ____________________________________________________________________